Friedensbrücken - Webseite der Frauenföderation für Frieden e.V.

                                            Tochter-Mutter 

                                                         


Erkenntnisse als Anfang neuer Wege

Ich habe mit Bewusstsein den Titel so gewählt: Tochter-Mutter Beziehung, nicht Mutter- Tochter Beziehung. Ich möchte also heute nicht über uns als Mütter in unserer Beziehung zu unseren Töchtern sprechen – was auch nicht für alle Frauen relevant wäre – sondern über uns als Töchter in unserer Beziehung zu unseren Müttern.

Wir alle sind Töchter, die Hälfte der Weltbevölkerung ist Tochter. Jede Frau ist gleichzeitig auch Tochter, nicht unbedingt Mutter. Also ist, was uns verbindet, unsere Position des Tochter Seins, mehr als alles andere. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken.


Auch unsere Mütter sind Töchter und auch unsere Großmütter. Eigentlich leben wir alle eingebunden in dieser Drei Generationen Beziehung. Für jede Tochter ist ihre Mutter das erste Beispiel dafür, was es bedeutet, Frau zu sein.

Diese Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist wie ein Fenster, durch das wir auch erkennen können, wie die Frau in der Familie und Gesellschaft gesehen wird.

Wir haben in uns einen Paradigmenwechsel zu vollziehen, wenn wir wollen, dass die Gesellschaft uns als Frauen anders sieht und behandelt. Um diesen Paradigmenwechsel vollziehen zu können, ist es wichtig, dass wir unsere Tochter-Mutter Beziehung verstehen, ebenso wie die unserer Mutter zu unserer Großmutter.

Was wissen wir eigentlich von unseren Müttern und Großmüttern? Kennt jede von uns Vornamen und Mädchennamen der Mutter und Großmutter? Vielleicht ja, vielleicht müssen wir nachdenken. Aber, was wissen wir sonst noch?


Wovon haben sie geträumt und haben sie Unterstützung bekommen, ihre Träume zu verwirklichen? Wie sind sie behandelt worden? Welche Gewalt mussten sie ertragen? Welche Rollen haben ihr Leben definiert? Wer hat sie geistig/spirituell genährt? 

Wenn wir ehrlich sind, können wir nur wenige dieser Fragen auf Anhieb beantworten. Gut, wenn wir noch nachfragen können. Wenn nicht, dann kann nur ein Blick in die Geschichte uns weiterhelfen.

In unseren Seminaren zum Thema beschäftigen wir uns mit unserer ganz persönlichen Beziehung zu unseren Müttern und mit der Geschichte der Tochter-Mutter Beziehung.

Wir laden Sie herzlich ein und versprechen Ihnen  ein ganz persönliches und tiefes Erleben. Auch mit wenigen Teilnehmerinnen organisieren wir in Ihrer Stadt gerne ein Seminar. Sprechen Sie mich an: Ingrid Lindemann  

Einen möglichen Seminarablauf finden Sie hier: Programm zum Thema Tochter - Mutter

Zum vorbereitenden Lesen empfehlen wir für diejenigen, die gut englisch lesen können: "The silent female scream" von Rosjke Hasseldine und einen Blick in ihre Website http://www.womenspowercircles.com/ und www.the silentfemalescream.com 

In deutscher Sprache sind gute Bücher zum Thema: 

Mütter sind auch Menschen-Was Töchter und Mütter voneinander wissen sollten von Claudia Haarmann ISBN  978-3-936937-90-9

Brief an meine Mutter von Waris Dirie ISBN 978-3-548-37219-8

Geliebte Tochter Roman von Marianne Fredriksson ISBN 3-596-15617-3

In unseren Seminaren über Tochter-Mutter Beziehung haben wir auch die Arbeit von Rosjke Hasseldine erwähnt, Therapeutin für Mutter-Tochter Beziehungen. In einem ihrer Artikel erwähnt sie einiges aus ihrem persönlichen Leben, das auch uns sicherlich zum Nachdenken anregen kann. Schließlich sind wir alle Töchter, egal, was unser Lebensentwurf jetzt sein mag. Im Tochter Sein und unseren Erlebnissen als Tochter ist vieles begründet, was wir vielleicht an uns selbst nicht verstehen. 

Rosjke Hasseldine sagt: „Wenn eine Tochter nicht versteht, warum ihre Mutter so ist wie sie ist, fragen wir uns: Was fehlt emotionell in der Familie? Sind die Frauen ungehört? Werden ihre Bedürfnisse nicht erfüllt? Was sind die ererbten Muster in dieser Familie? Oft reagieren die Töchter gegen ihre Mütter, verurteilen die Mütter. Durch das Verstehen dieser ererbten Muster und ihres Generationen übergreifenden Effekts und damit Erkennen warum die Mutter empfindet, dass sie nicht sagen kann, was sie braucht, können Mütter und Töchter beginnen ihre Beziehung wiederherzustellen." „…Das was zwischen dir und deiner Mutter geschieht ist eine totale Reflektion dessen, wie Frauen in der Kultur und Gesellschaft behandelt werden," sagt Rosjke Hasseldine.

 „Generationsbezogen wissen meistens Frauen über 50, wenn sie sich nicht speziell damit beschäftigt haben, nicht, wie sie ausdrücken können was sie brauchen. Diese Generationen haben nicht gelernt, das zu tun, und das ist eines der Konfliktbereiche zwischen Töchtern und Müttern heute.“ „ Auf einer Fahrt nach New York City besuchte ich vor kurzem die JP Morgan Library, wo ich die Crusader Bibel angeschaut habe. Diese Bibel wurde um 1250 gedruckt und ist ein ganz besonderes Kunstwerk. Als ich durch den Raum des Museums ging und die wunderschön illustrierten Seiten bekannter und weniger bekannter Bibelgeschichten anschaute, hielt ich inne vor der Seite, die das letzte Abendmahl darstellt. In klaren Farben sah ich Jesus am oberen Ende des Tisches sitzen umgeben von seinen bärtigen Jüngern und an seiner linken Seite sah ich eine Frau. Ich war schockiert! Ich schaute noch mal genau hin, um zu sehen, ob ich mich nicht geirrt hatte, aber nein, ich hatte richtig gesehen. Alle Gesichter um den Tisch herum hatten Bärte außer dieser Frau, die an Jesus linker Seite saß.

Als ich mir das Gesicht dieser Frau ansah,- ich nehme an, es war Maria Magdalena - wurde mir klar, wie die Kirche ihre Geschichte verschwiegen hat und ihre persönliche Stärke diskreditiert hat. Und ich erkannte wie der Effekt dieses Verschweigens sich durch die ganze Geschichte zieht bis hin zu den Töchtern und Müttern von heute. Das Verschweigen der Geschichten der Frauen und ihrer Erfahrungen verhindert, dass die Mütter und Töchter erkannt und gehört werden, obwohl das ein so wichtiger Bestandteil einer emotionell verbundenen Mutter-Tochter Beziehung ist. 

Die Frauen in meiner Familie erfuhren das gleiche Verschweigen wie Maria Magdalena. Die Geschichte hat ausradiert, was Maria Magdalena gedacht und gefühlt hat und meine Familie macht das Gleiche. Wir sprechen nicht über das was meine Mutter, meine Großmutter gefühlt, gedacht und erträumt haben, Diese Art der emotionellen Konversation hat keinen Platz in meiner Familie. Wir sprechen nicht darüber wie meine Großmutter sich als Frau gefühlt hat und wie ihr Mann sie behandelt hat. Wir sprechen nicht darüber, was meine Urgroßmutter als Frau eines Missionars und über die Opfer, die die Kirche von ihr verlangte, empfunden hat. Wir fragen uns nicht gegenseitig, was wir fühlen, wie es uns geht oder was wir brauchen weil der Sexismus meiner Familie nicht erlaubt solche Fragen zu stellen. Als ich Maria Magdalenas Gesicht sah, wie sie mich aus den Buchseiten der Geschichte anschaute überlegt ich, wie anders ihr Leben wohl gewesen wäre wenn die Kirche sich nicht von ihrer Weiblichkeit und ihrer Beziehung zu Jesus bedroht gefühlt hätte. Ich überlegte, welchen Weg die Weltgeschichte wohl genommen hätte, wenn Maria Magdalena hätte sprechen können. Wie verschieden wäre wohl die Rolle der Frauen heute, wenn die Geschichte nicht mit unsichtbaren, zum Schweigen gebrachten Frauen übersät wäre, mit verneinten weiblichen Gefühlen und Bedürfnissen und verkannten weiblichen Talenten? Wie anders wäre das Leben meiner Mutter, Großmütter und Urgroßmütter gewesen, wären ihre Gefühle, Bedürfnisse und Geschichten der Inhalt der täglichen Gespräche gewesen? 

Zweifelslos wäre die Welt anders, weil vergangene Entscheidungen beide Gesichtspunkte, männliche und weibliche, und männliche und weibliche Bedürfnisse eingeschlossen hätten.”
(Ausschnitte aus Rosjke Hasseldines Huffington Post Blog, übersetzt von der Redaktion)


zurück zum Seitenanfang