Friedensbrücken - Webseite der Frauenföderation für Frieden e.V.

Frauen der Geschichte

"Wir sind die Heldinnen unserer eigenen Geschichte."

Mary McCarthy (1912-1989), amerikanische Schriftstellerin & Frauenrechtlerin


Hier möchten wir Ihnen Frauen vorstellen, unsere Ahninnen, bekannte und unbekannte, heilige und revolutionäre. Vielleicht kennen Sie auch eine Frau, die Sie vorstellen möchten? Schreiben Sie uns!

  • Eleanor Roosevelt
  • Diotima von Mantinea
  • Elizabeth Blackwell
  • Astrid Lindgren
  • Bertha von Suttner
  • Freda Wüsthoff
  • Annemarie Renger

 

Eleanor Roosevelt
Bild aus entreprenista.com





Anna Eleanor Roosevelt, geboren am 11. Oktober 1884, gestorben am 7. November 1962, war die erste amerikanische First Lady, die in der Politik eine aktive Rolle übernommen hatte. Eleanor Roosevelt wird oft als das moralische und soziale Gewissen ihres Mannes, Franklin Delano Roosevelt, gesehen. Mit 10 Jahren schon Vollwaise, arbeitete sie nach ihrem Studium als Lehrerin und Journalistin und in der Demokratischen Partei. Ihre Themenschwerpunkte waren Jugend-, Frauen- und Minderheitenpolitik.

1950 heiratete sie ihren entfernten Vetter F.D.Roosevelt. Wie damals üblich, gab sie ihre Berufstätigkeit auf und gebar in den darauf folgenden Jahren sechs Kinder. Als ihr Mann 1921 an Kinderlähmung erkrankte, übernahm sie politische Aufgaben,   um ihn zu unterstützen. Nach seiner Wahl zum Präsidenten engagierte sich die First Lady umso mehr für ihre eigenen Anliegen wie soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung der Frauen und Rassismus. Obwohl von den politischen Gegnern und der Presse stark kritisiert, wurde sie 1945 nach dem Tod ihres Mannes von den Vereinten Nationen zur Delegierten ernannt.    In dieser Funktion war sie maßgeblich an der Universellen Deklaration der Menschenrechte beteiligt.

Im Laufe ihres Lebens schrieb sie sechzehn Bücher, moderierte und produzierte Fernsehshows zum Thema „Zukunftsaussichten für die Menschheit“, und wurde zu einer Führungspersönlichkeit für zahlreiche politische Organisationen.

Zitat zu den Menschenrechten von Eleanor Roosevelt:Wo beginnen im Grunde die Universellen Menschenrechte?Im Kleinen – beinahe zu Hause – so nah und so klein, dass es auf keiner Landkarte der Welt gesehen werden kann.Das sind die Orte, wo jeder Mensch, Mann, Frau und Kind, die gleiche Gerechtigkeit sucht, die gleiche Möglichkeit, die gleiche Würde, ohne UnterschiedOhne dass diese Rechte dort gelten, werden sie nirgendwo eine Bedeutung haben.“

Diotima von Mantinea, die Lehrerin des Sokrates

  

Bild aus filosofiacotidiana.wordpress.com

Als ich das erstemal davon hörte, dass ein so berühmter Philosoph wie Sokrates von einer Frau gelehrt worden sein soll, hat mich das im wahrsten Sinn des Wortes elektrisiert.
Zwar ist sogar ihre geschichtliche Existenz umstritten, aber warum sollte es nicht möglich sein, dass er gewisse wertvolle Erkenntnisse von einer Frau übernommen hat? Waren in der Antike nicht Frauen mit einem Sinn für das Überirdische Priesterinnen und Dienerinnen in den Tempeln der Götter? Konnten nicht auch Frauen nachdenken und Schlüsse ziehen?

So möchte ich nun die Gedankenwelt dieser Frau, wer immer es auch gewesen sein mag, unseren Leserinnen vorstellen. Folgende Auslese stammt aus „Das Gastmahl“ von Platon, dessen Thema es an diesem Abend ist, dem Liebesgott Eros Lobreden zu halten. Als Sokrates an der Reihe ist, zitiert er vor allem Aussagen seiner Lehrerin Diotima, von denen einige es wert sind, auch den Frauen von heute vermittelt zu werden.

Sie sieht Eros als den Mittler zwischen den Göttern und den Menschen, das ist für mich dasselbe wie Liebe, die "Gott" und Mensch verbindet. Die Begierde nach dem Guten und dem glücklich sein und die Liebe zum Schönen seien allen Menschen gemein, lehrt sie ihn, und das Unsterbliche in den sterblichen Wesen ist die Befruchtung und die Geburt im Schönen.
Indem das Schwindende und Alternde immer etwas Neues von der Art, wie es selbst war, hinterlässt, hat Sterbliches an der Unsterblichkeit teil.


Sogar die „Verliebtheit“ der Tiere beschreibt sie, wie sie von der Begierde ergriffen sind, zu zeugen, wie sie bereit sind, sogar zugunsten ihrer Nachkommen zu sterben, um sie zu beschützen. In diesem Zusammenhang fragt sie ihren Schüler Sokrates, ob er wüsste, was die Ursache dieser Liebe wäre und seine Antwort lautet: „Aber deswegen, Diotima... bin ich ja zu dir gekommen, weil ich es weiß, dass ich der Lehrer bedarf.“

Zusammengefasst beschreibt sie als Entwicklungsziel des Menschen die Erkenntnis des Schönen in Gedanken, in überfließender Liebe zur Weisheit, ohne zu beurteilen, ein mit sich selbst für sich selbst ewig eingestaltiges Sein, das Schauen des Göttlichen Schönen, sonnenhaft rein.

Da in dieser Lehre das Schöne mit dem Guten gleichgestellt wird, und „... Wer aber wahre Tugend gebiert und ernährt, dem ist vergönnt, ein Götterfreund zu werden, und wenn irgendein Mensch, darf er unsterblich sein“.

Dabei denke ich beim Wort „eingestaltig“ an ein Wesen, das mit sich eins ist, ohne inneren Widerspruch. Genau das macht wahre Schönheit aus, die attraktiv auf andere wirkt, weil so eine Person authentisch ist, der man vertrauen kann.

Diese Abhandlung zeigt mir wieder einmal mehr, dass die Suche nach Wahrheit universal ist, und dass entsprechende Erkenntnisse ebenso universale Gültigkeit besitzen.
Christine Sato

Elizabeth Blackwell

"Vorbeugen ist besser als Heilen.“
*1821 in Counterslip bei Bristol † 1910 in Kilmun/Schottland


Erste Ärztin Amerikas – eine Engländerin

Ein heute sehr bekannter Slogan in der Krankheitsvorsorge lautet: „Vorbeugen ist besser als Heilen.“ Dieser kluge Spruch stammt von der Engländerin Elizabeth Blackwell, die im Alter von 27 Jahren 1849 als erste Frau in den USA und zugleich als die beste Studentin ihres Jahrgangs am Geneva College in New York das Doktorexamen ablegte und somit die erste Ärztin Amerikas wurde.

Im Jahr 1832 waren „Those Extraordinary Blackwells“ (so der Titel einer Biographie über diese Familie) von Bristol nach Nordamerika ausgewandert, wo die meisten der neun Kinder erfolgreich wirken sollten. Elizabeth und Emily wurden Ärztinnen, Samuel und Henry Sozialreformer, Anna Zeitungskorrespondentin, Ellen Schriftstellerin und Künstlerin. Samuel heiratete Antoinette Brown, die erste amerikanische Pastorin, und Henry die Frauenrechtlerin und Abolitionistin (Mitglied der Antisklaverei-Bewegung) Lucy Stone. Elizabeth arbeitete als Lehrerin an einer von ihrer Mutter betriebenen Privatschule, unterrichtete später Musik in der Charleston, um Geld für das erträumte Studium der Medizin zusammenzubringen. Obwohl das Studium der Medizin amerikanischen Frauen bis 1895 nicht erlaubt war, hielt sie doch an ihrem Wunschtraum fest, der sich durch die Aufnahme am Geneva College in New York dann doch noch erfüllte. Da sie als Ärztin in den USA keine Anstellung bekam, reiste sie zurück nach Europa. In London traf sie mit Florence Nightingale zusammen, reiste weiter nach Paris, um eine Anstellung zu suchen. Doch es stellte sich heraus, dass dort noch nicht einmal ihre Dissertation anerkannt wurde. Sie erwarb damals ein französisches Diplom für Geburtshilfe; einige Frauen durften an der medizinischen Fakultät in Paris studieren, weil Kaiserin Eugénie sich dafür eingesetzt hatte. So entschloss sie sich, nach New York zurückzukehren, um eine eigene Praxis zu eröffnen. Da kein Hausbesitzer der Ärztin die entsprechende Räumlichkeiten vermieten wollte, nahm sie ein Darlehen auf und kaufte sich ein Haus. Der Zustrom der Patientinnen war so groß, dass sich nun endlich auch die Presse für sie interessierte und Kollegen aufhörten, sie zu belächeln. Es floss so viel Geld, dass sie 1857 das erste Frauen- und Kinderkrankenhaus in New York eröffnen konnte, das ausschließlich von Frauen geleitet wurde. Ihre Schwester Emily, die am Rush Medical College von Chicago Medizin studieren konnte, arbeitete bei ihr zuerst als Hebamme, bis sie dann zusammen mit der Polin Dr. Marie Zakrzewska die Leitung des New Yorker Krankenhauses übernahm, dem später ein medizini-sches Kolleg angegliedert wurde, um Frauen die Ausbildung zur Ärztin zu erleichtern.
Als 1859 Elizabeth Blackwell im britischen Medizin-Register auf Grund ihrer ausländischen Diplome aufgeführt war, dekretierte die britische Ärztevereinigung im folgenden Jahr, dass Inhaber solcher Diplome im England nicht praktizieren dürfen.
Elizabeth Blackwell kehrte immer wieder nach England zurück und gründete dort die National Health Society. Sie lernte Sophia Jex-Blake (1840 – 1912) kennen. Diese hatte sich 1869 an der medizinischen Fakultät der Universität Edinburgh beworben. Dort erklärte man ihr, dass es sich für eine einzelne Frau nicht zieme, an den Kursen teilzunehmen. So organisierte sie eine Gruppe von sieben Frauen und sie konnte das erste Jahr ungehindert absolvieren. Als sie dann den Anatomiekurs besuchen wollten, hatten die Studenten den Eingang verbarrikadiert, bewarfen die Frauen mit Schmutz und riefen ihnen Obszönitäten zu. Als sie endlich im Hörsaal angelangten, wurden ihnen Schafe präsentiert mit dem Hinweis, dass nun „niedrigere Tiere“ nicht mehr von den Hörsälen ausgeschlossen seien. Da Sophia Jex-Blake das erreichte Diplom verweigert wurde, ging sie zu weiteren Studien nach New York und wurde eine Schülerin von Elizabeth Blackwell.
In den Köpfen von Studenten und Ärzten in England, und nicht nur dort hielt sich hartnäckig, was der Pastor F. D. Maurice 1855 erklärt hatte: Er glaube nicht an die Ausbildung der Frauen „für Aufgaben, die zu unseren (der Männer) Berufen gehöre. In Amerika wollen einige das Diplom für Ärzte erreichen und praktizieren. Ich wünsche nicht nur, dass keines der Kollegs, auf die ich einen Einfluss habe, auf so etwas hinführt; sondern ich denke, dass es keinen Grund für weitere Frauenkollegs geben kann als diesen, den geringsten Wunsch nach solchen Zuständen zu verhindern, indem die Seelen, die ihn hegen könnten, in eine andere, gesundere Richtung gelenkt werden.“ Die Fähigkeit zum Arztsein sei nach dem Willen Gottes dem männlichen Geschlecht zugewiesen. Als Jex-Blake 1875 in England dann versuchte, Frauen aufgrund der Lizenz für Geburtshilfe ins Medizin-Register eintragen zu lassen, trat die gesamte Prüfungsbehörde aus Protest zurück. Jex-Blake hatte nämlich in Edinburgh eine Medizinische Schule gegründet, an die sie auch Elizabeth Blackwell berief, nachdem diese 1899 ihre New Yorker Schule schloss, da das Cornell University College von da an auch Medizinstudentinnen aufnahm.
Elizabeth und Emily Blackwell setzten sich bis an ihr Lebensende - beide starben 1910 – in zahlreichen Aufsätzen und Reisen für die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und den Ausbau der allgemeinen Krankenversicherung ein. Gleichzeitig kritisierten sie den exzessiven Einsatz der Chirurgie und die sexuelle Doppelmoral. 

Astrid Lindgren

Wie  Schwedens Kühe glücklich machte
Am 29. Januar dieses Jahres ist die weltbekannte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren mit über 90 Jahren von uns gegangen. Wer hätte gedacht, dass sie nicht nur auf dem Gebiet des Tierschutzes eine ungeheure Leistung vollbracht, sondern dadurch Schweden möglicherweise auch vor der BSE-Seuche bewahrt hat....

Astrid Lindgren dürfte die einzige Autorin in der Weltliteratur sein, die ein Tierschutzgesetz in Gang brachte. Und das kam so: Alles begann 1985 mit einem humorvollen Artikel über Kühe in der großen schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Überschrift: „Gebt der Kuh den Stier zurück."
Lindgren schrieb das, weil sie Kühe schon immer gern mochte. Sie waren fester Bestandteil der idyllischen Kindheit der 1907 auf einem Hof bei Mäs im schwedischen Smaland geborenen Bauerntochter.
In ihrem Artikel beschwerte sie sich darüber, wie trostlos heutzutage das Leben einer Kuh, „dieser großen Amme der Menschheit", ist. „Sie darf nicht mehr draußen grasen, ihr Kalb wird ihr weggenommen, sobald es geboren ist. Am schlimmsten aber: Kein verliebter Bulle darf mehr um sie werben. Stattdessen wird sie künstlich befruchtet und das ist nicht dasselbe wie früher." Sie zitierte in dem Artikel einen kleinen smaländischen Bauernjungen: „Meine Kuh will auch Spaß haben", hatte der einmal zu Pippi Langstrumpfs Mutter gesagt.
Der Beitrag fand ein unerwartetes Echo. Es kamen viele Briefe und einer davon wühlte Astrid Lindgren total auf. Er stammte von der Tierärztin Kristina Forslund, die an der Schwedischen Universität für Argrarwirtschaften lehrte. Der Brief der Mutter von vier Kindern, Besitzerin zahlreicher Haustiere, war eine einzige bittere Anklage gegen die Grausamkeit gegenüber Tieren. Als Veterinärin und Insiderin wusste Kristina bestens Bescheid. Über die lichtlosen Tierfabriken, in denen Hühner, Schweine, Kälber, Kühe unter unmöglichen Bedingungen gemästet werden, um dann vollgepumpt mit Hormonen auf der Schlachtbank zu landen und ungesundes Fleisch zu liefern. Astrid Lindgren: „Kristina bat mich um Unterstützung im Kampf um eine bessere Tieraufzucht. Die Optimistin! Sie dachte, jeder würde auf mich hören." Und so taten sich die alte und die junge Frau zusammen. „Kristina war für die Sachkenntnis zuständig, ich für die Schreibarbeit."

Ihre Artikelfolge in der Stockholmer Tageszeitung "EXPRESSEN" erregte großes Aufsehen. Plastisch und in einfachen Worten schilderte sie den Lesern das Elend von Schweinen, Kühen und Hühnern und Kälbern. "Ihnen geht es hundsmiserabel." Zusammen mit Kristina Forslund stritt sie von 1985 bis 1989 erbittert gegen Landwirtschafts-Minister und Agrarbosse, die den Tierhaltungs-Notstand in Schweden zu verantworten haben. Das löste heftige Diskussionen über die Lebensbedingungen der Nutztiere aus.
Die Schweden sind ein tierliebendes Volk. Es kam zu einem Proteststurm gegen moderne Viehhaltung. Und fast zu einem Volkssturm gegen Tierschinderei. Zu ihrem 80. Geburtstag, am 14. November 1987 überreichte ihr Regierungschef Ingvar Carlsson den Entwurf für das neue Tierschutzgesetz, das sie gefordert hatte.
Doch: Auch wenn es lange dauerte, bis es in die Praxis umgesetzt wurde, entwickelte Schweden seither Methoden in der Tierhaltung, die der angestrebten "natürlichen Lebensweise" näher kommen als zum Beispiel jene in der durchindustrialisierten Landwirtschaft des Nachbarn Dänemark. Zwar ist in Schweden das glückliche Vieh keineswegs die Norm. Aber das gibt es: Rinder grasen auf der Weide, Schweine haben Platz und Tageslicht im Stall, Hühner werden zwar auch zusammengepfercht aber weniger als anderswo. Und Antibiotika - Beigaben im Futter sind seither verboten.
Und weil damals auch erste Berichte über die Verwendung verendeter Tiere in Katzenfutter die Tierfreunde im hohen Norden auf die Palme trieben, verbot man in Schweden schon 1986 Kadavermehl als Futterbeigabe. Damals war das eine rein ethische Entscheidung. Dass in Futtermitteln BSE Erreger sein könnten, ahnte man nicht...
Heute profitiert die schwedische Landwirtschaft von Astrid Lindgrens Weitsicht. Schweden sei BSE-frei, verkündete Landwirtschaftsministerin Margareta Winberg kürzlich vor deutschen Kollegen und verweist auf Maßnahmen, die man vorsorglich ergriffen hat, seit in England die ersten Fälle von Rinderwahnsinn bekannt wurden.
Margret Uhle

Bertha von Suttner

    

* 1843 in Prag + 1914 in Wien

Kämpferin gegen Militarismus und Antisemitismus
Autorin des Romans „Die Waffen nieder!“
Als erste Frau 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet

Bertha von Suttner erhielt am 10. Dezember 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis zuerkannt, und zwar für ihren pazifistischen Roman „Die Waffen nieder“, der damals schon in der 37. Auflage erschienen war. Die Verleihung des Preises fand am 18. April 1906 in Christiana, dem heutigen Oslo, statt. Das Preiskomitee begründete seine Wahl damit, dass sie den Mut gehabt habe, in einem Militärstaat als erste den Ruf „Die Waffen nieder“ zu erheben.

Bertha von Suttners Roman erschien 1889 und beschreibt das Schicksal einer Frau, die vier Kriege auf so grauenvolle Weise miterlebt hat, dass sie zur überzeugten Friedenskämpferin wird. Die Frau hatte zwei Ehemänner und einen Sohn im Krieg verloren. Der Roman wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Die Autorin hatte den Schweden Alfred Nobel, für den sie einige Zeit tätig war, schon 1905 in Paris zur Stiftung eines Friedensnobelpreises angeregt.

Bertha von Suttner, am 9. Juni 1843 als Gräfin Kinsky von Chinic und Tettau in Prag geboren, hörte 1887 von der britischen Friedensbewegung und begann ihren Kampf gegen den Militarismus und Antisemitismus. Viele, die sich der Friedensbewegung anschlossen, hatten den Roman „Die Waffen nieder!“ gelesen. Bertha von Suttner war 1891 die Mitbegründerin der Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde, 1892 der deutschen Friedensbewegung; außerhalb war sie die Vizepräsidentin des „Internationalen Friedensbureaus“ in Bergen. Von 1892 bis 1914 gab sie die Zeitschrift „Die Waffen nieder“ heraus, in der sie als Pazifistin die Zeitgeschichte kommentierte. Sie nahm an fast allen Friedenskonferenzen teil, verhandelte mit Staatsoberhäuptern und hielt unermüdlich Vorträge auf der ganzen Welt.

Im Mai 1899 überreichten Bertha von Suttner und Margarethe Selenka dem Präsidenten der Haager Friendeskonferenz, Herrn von Staal, die erste internationale Friedensresolution der Frauen. Von Staal meinte: „Es ist gut, dass die Frauen sich für die große Sache einsetzen; sie werden an ihrer Verwirklichung mithelfen.“ Als Huldigung an Zar Nikolaus II., der die Konferenz einberufen hatte, wurde sie am 18. Mai, dem Geburtstag des Zaren, eröffnet. Zu dieser feierlichen Eröffnung war Suttner als einzige Frau zugelassen. Bei den Verhandlungen hatten allerdings weder die Presse noch sie Zutritt. Von einem befreundeten Delegierten erhielt sie Stenogramme der Verhandlungen, die sie der Presse weitergab. So war sie die meinst interviewte Persönlichkeit in Den Haag und der „inoffizielle Mittelpunkt“.

Bertha von Suttner war zutiefst von der Gleichwertigkeit von Frauen und Männern überzeugt, wehrte sich energisch gegen jede Diffamierung der Frau. Zum Thema „Frau und Frieden“ erklärte sie in ihrer Zeitschrift „Die Waffen nieder“: „Soweit meine persönlichen Erfahrungen reichen, besteht mit Bezug auf ihre Stellung zur Friedensfrage kein Unterschied zwischen den Menschen männlichen und weiblichen Geschlechts. Begeisterung für Kriegstaten und Kriegshelden findet man bei Frauen so gut wie bei Männern...“

Mit ihrem Romanerfolg und der Organisation der Friedensvereine war Bertha von Suttner eine bekannte Persönlichkeit geworden. Sie wurde verehrt, aber auch verhöhnt und musste mit den Licht- und Schattenseiten ihrer Popularität fertig werden. Ihr Mann Arthur Suttner starb im Dezember 1902. Damals schrieb Bertha die Fortsetzung von „Die Waffen nieder“, nämlich „Marthas Kinder“. Ihren Mann überlebte sie um zwölf Jahre und starb 1914. Den Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat die „Friedensbertha“ wie die große Pazifistin oft spöttisch genannt wurde, nicht mehr miterleben müssen. Der Weltfriede, für den Bertha von Suttner bis zu ihrem Tod gekämpft hatte, blieb bis jetzt aus.

Freda Wuesthoff

 

Wurde am 16. Mai 1896 in Berlin geboren. Sie war die älteste von acht Geschwistern und wuchs in einer weltoffenen bürgerlichen Familie auf. Nach dem Abitur studierte sie Physik, Chemie und Mathematik. Mit ihrem späteren Mann Franz Wuesthoff machte sie gemeinsam eine Ausbildung als Patentanwältin. Sie war bald sehr anerkannt und reiste beruflich in viele Länder. Da sie Halbjüdin war, machte der Nationalsozialismus ihrer Laufbahn ein jähes Ende. Die Kriegsgräuel veranlassten sie, sich der Friedensarbeit zu widmen. Sie entwarf ein sehr konkretes „Arbeitsprogramm für den dauernden Frieden“. Die Arbeit mit gleichgesinnten Frauen wurde zu ihrem neuen Lebensinhalt. Gemeinsam mit Theanolte Bähnisch gründete sie den „ Deutschen Frauenring“. Sie wollte erreichen, dass in die Länderverfassungen Artikel zur Friedensförderung aufgenommen werden. Sie entwickelte auch für Schulen ein Konzept für Friedensunterricht. Sie unternahm viele Reisen und gab Vorträge zur Friedenssicherung. Dem von ihr gegründeten Friedenskreis gehörten auch Elly Heuss-Knapp und Gertrud Bäumer an. Am 5. November 1956 starb sie in München. 

Annemarie Renger

Auszüge aus der Rede des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, bei der Gedenkveran-staltung zu Ehren von Annemarie Renger
Annemarie Renger gehörte zur Generation des demokratischen Neubeginns. Die Erfahrung von Diktatur und Krieg haben ihre Biographie geprägt. Aus einem sozial-demokratischen Elternhause stammend, von ihrem in der Arbeiterbewegung engagierten Vater politisch geprägt, litt sie unter dem Zerfall des demokratischen Deutschlands. Sie erlebte sehr bewusst politische Repression, Krieg und Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur, das Ende, den demokratischen Wiederanfang im Westen und die neue Diktatur im Osten.
Der 8. Mai 1945 war für Annemarie Renger persönlich wie politisch ein befreiender Einschnitt. Sie nutzte die neue Freiheit für politisches Engagement, zunächst als Assistentin und Vertraute von Kurt Schumacher. Dass sie politisch etwas bewegen wollte, hat Annemarie Renger schon sehr früh gewusst. „Politik war mein Lebenselement“, schreibt sie in ihren Erinnerungen. Nach Kurt Schumachers Tod strebt sie selbst politische Verantwortung an und kandidiert als Abgeordnete für den Deutschen Bundestag. Von 1953 an gehörte sie nicht weniger als 37 Jahre lang ununterbrochen dem Deutschen Bundestag an. Das ist eine ganz seltene, außergewöhnlich lange und politisch bemerkenswerte Zeit, die von den Aufbaujahren bis hin zum Fall der Mauer und zur Wahl des ersten gesamt-deutschen Parlaments reicht.
Sie ist die erste Frau, die in ihrer Fraktion parlamentarische Geschäftsführerin wird, sie gehört zu den ersten Frauen, denen der Sprung ins Parteipräsidium gelingt. Der Höhepunkt ihrer politischen Karriere aber ist die Wahl zur Präsidentin des Deutschen Bundestages.
Bei ihrer Kandidatur 1972 galt es für Annemarie Renger gleich eine doppelte Herausforderung zu meistern, denn zum einen stand das hohe Amt überhaupt zum ersten Mal den Sozialdemokraten zu und zum anderen war der Bundestag ausgerechnet 1972 extrem männer-dominiert. Rückblickend sagte Annemarie Renger: „Ich war der Meinung, dass man jedes Amt annehmen muss, das Frauen in den Stand setzt zu beweisen, Frauen können es genauso gut - vielleicht sogar besser als Männer."
Sie hatte nicht nur Bewunderer und Freunde. Das trifft auch für die Frauen zu, deren Sache ihr doch stets so sehr am Herzen lag. Auch ihre Partei hatte es nicht immer leicht mit ihr – und sie nicht immer nur Freude an ihrer Partei.
Ihre Rolle als Präsidentin füllte Annemarie Renger sowohl nach dem Urteil ihrer Kolleginnen und Kollegen als auch in der öffentlichen Wahrnehmung mit Bravour aus. Sie leitete die Sitzungen über-parteilich, souverän und mit der ihr eigenen charmanten Resolutheit. Sie hat das Parlament nach außen hervorragend repräsentiert und hat nach innen viel bewegt.
Am Ende ihrer vierjährigen Amtszeit hat Annemarie Renger mit berechtigtem Stolz gesagt: „Ich habe erreicht, was ich wollte. Es ist bewiesen, dass eine Frau das kann.“


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